Eine Frage des Glaubens

"Ganz interessant, hat auch etwas mit Glauben zu tun"

Die Antwort eines Teilnehmers die auf meinen Feedbackbögen steht.

Aus dem gestrigen Infoseminar "Warum in Gesichtern lesen ?"

Eine Antwort, die mir ein paar Gedankengänge bestätigt und für die ich sehr dankbar bin.

 

Wie es manchmal so ist, man lässt sich von Ideen und Begeisterung leiten- also ich zumindest. Ich weiß warum ich mache, was ich mache. Aber natürlich braucht es eine Definition, eine Umschreibung, damit andere Wissen was da auf sie zu kommt.

 

Ich stellte mir also in letzter Zeit die Frage : Wie stell ich anderen kurz und knapp vor was ich mache- bzw. was der Sinn dahinter ist ?

Pferde tun es, Kinder sind bis zu einem gewissen Alter Meister darin.

Darin den Gegenüber einzuschätzen.

Zu Beobachten, zu lesen.

Es ist ganz natürlich, dass man durch Erfahrungen vorsichtiger wird oder beginnt zu vergleichen.

Aber heut zu Tage zieht sich ein roter Faden durch unsere Welt.

Ein Faden der uns glauben macht, dass es Humbug ist Körpersprache und Mimik zu deuten. Oder gar eine ganz neue Erfindung.

 

Dabei haben wir nur gelernt weg zu sehen. 

Um unsere Nerven zu schonen. Wir sind ununterbrochen starken Reizen ausgesetzt. Musik, Stimmen, Verkehr, Werbung, Erwartungen anderer, Zeitdruck und jedes "Bing" unseres Handys wird dankbar als Ablenkung angenommen.

Wir glauben das ein Blick auf ein Profil genügt um sich ein Bild von einem Menschen zu machen. Man hat das Gefühl man weiß genau wer dahinter sitzt.

Wir lasen uns täuschen- freiwillig. Dankbar das uns wer die Arbeit abnimmt.

Wir lassen uns darauf ein, kaum Zeit und Aufmerksamkeit in unseren Gegenüber zu investieren.

Oft genug wird man dann plötzlich überrascht. Hätte man ja nie gedacht das derjenige ist wie er ist. Sensibel, abenteuerlustig, Impulsiv, voller Träume und tieferer Gedanken.

Die erste Erkenntnis die unbewusst gezogen wird lautet : Hast du dich getäuscht, hast halt keine gute Menschenkenntnis.

Man glaubt es.

Man schaut weniger hin.

Beobachtet weniger, hinterfragt weniger.

 

 

Also ja : es hat viel mit Glauben zu tun !

 

Wir müssen wieder daran glauben, das es normal ist zu beobachten, zu kommunizieren und uns Zeit dafür zu nehmen. Auch in dieser schnellen Welt.

 

An dem Kurstag sind auch ein paar Kinder im Raum herumgetobt.

Sie saßen auf dem Schoß der Eltern, knabberten am Kuchen oder spielten mit den Hunden.

Kaum einer merkte es- aber sie beobachteten mich ganz genau.

Ich war fremd. Neu. Und sprach über Pferde.

Sie beobachteten mich an den Unterlagen, sie analysierten mich während ich mit ihren Eltern sprach und als sich einer der Hunde zu mir setzte und ein Erwachsener den Kids dann noch die Sicht versperrte, hatte einer der Zwerge einen Entschluss gefasst.

Sekunden später trällerte mir eine Stimme entgegen :

"Guck mal was ich kann ! Kannst du das auch ? "

Also standen da zwei Menschen und stifteten sich gegenseitig dazu an, auf einem Bein zu stehen, Ballettposen einzunehmen und sich um sich selbst zu drehen.

Für Quatsch bin ich immer zu haben.

 

Wofür wir Erwachsenen schier ewig brauchen und auch noch überlegen zu hinterfragen, sind Kinder innerhalb weniger Minuten fähig.

Beobachtet, Entschluss gefasst, und in die Tat umgesetzt.

Ganz einfach.

Nach dem Motto : Schau was ich kann

Optimierung der ursprünglichen Kommunikation

Von Kindern und von Pferden können wir dahingehend viel Lernen.

Wir sind so damit beschäftigt uns vor Reizen zu schützen das sich dieses Verhalten wie ein roter Faden durch unser Leben zieht.

Der Schild wird hochgehalten, selbst wenn keine Gefahr droht und versperrt uns oft den Blick.

 

Dann haben wir vielleicht noch Zeitdruck. Man kommt zum Pferd und muss aber in einer Stunde wieder los. Die heutige Lektion muss also bitte klappen. Man hätte vielleicht auch einfach gern einen Erfolg.

Doch das Pferd reagiert anders als geplant. Es liest uns. Hat aber vielleicht auch einfach selbst einen stressigen Tag hinter sich.

Es fordert uns auf, etwas anders zu machen. Oder zeigt uns, dass es nicht versteht.

Und oft artet es hier aus. 

Manche Menschen werden hektisch, manche unsicher, manche wütend und fordernd.

Manche brechen einfach ab.

 

Man lässt sich verunsichern, hat Signale vielleicht nicht erkannt und wer weiß was der eigene Körper da gerade erzählt hat.

Häufig folgt der Griff zum Handy : "Google, YouTube, Facebookgruppe XY "Schnucki mag heute nicht ordentlich im Zirkel laufen und hat nach mit getreten. Was kann ich tun ?"

 

Auch wenn massen an Hobbyexperten ihre Chance wittern und gut gemeinte Ratschläge zum Besten geben- der komplett falsche Weg. 

Verantwortung und Chancen zum selber lernen werden hier abgegeben.

Gefährlich sich blind darauf zu verlassen.

So oder so muss der eigene Blick wieder geschult werden.

Der Glaube an die Existenz der eigenen, gegebenen Fähigkeiten wieder hergestellt werden !

 

Alles hat mit Glaube zu tun

 

Letztendlich schrieb der Teilnehmer dennoch das die kurze Analyse an ihm gut war.

Was mich sehr freut. Denn so kritisch er auch war, so offen ist er dennoch für "Neues"

 

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